AF 701, aktive Frequenzweiche

Hintergrund
Nach etwas über einem Jahr Silber (CE 1000, CSV 500, PS 500 und passender Streaming-Client CLE 250) sollte wieder Schwarz in unserem Wohnzimmer Einzug halten.

Aber es sollten Geräte aus eigener Braun-Produktion und keine aus der Atelier Serie werden. Also kamen nur Regie oder slimline in Frage.
Den Ausschlag gab schließlich die Tatsache, dass es bei den slimlines, mit dem Studio 701, eine Kombination aus Vor- und Endverstärker gab.

Halbwegs zufällig ergab sich dann die Gelegenheit einen AC 701 und zwei AP 701 zu bekommen.

Ein einfacher Brückenbetrieb der beiden Endstufen erschien mir dann aber wenig herausfordernd und so entstand die Idee zu diesem Projekt.

Das Konzept
Die Grundidee des AF 701 besteht darin, die beiden AP 701 zu nutzen, dabei aber die Nachteile des Brückenbetriebs zu vermeiden.
Möglich wird dies durch den Aufbau einer aktiven, bzw. teilaktiven Lösung.
Ein AP 701 sollte also für den Tieftonzweig, und einer für den Mittel- Hochtonzweig beider Kanäle zuständig sein

Von Hause aus eignen sich, von den von Braun hergestellten Lautsprechern, nur die LS 150 aus der ersten Serie für ein solches Konzept.
Da sie für den aktiven Betrieb mit dem PA 1 vorbereitet sind, bieten sie die Möglichkeit, die Weiche mittels Schalter aufzutrennen und zwei Endstufen anzuschließen. Für meine Zwecke also ideal, denn die Lautsprecher wollte ich nicht verbasteln.
Auch vom Herstellungszeitraum passen die LS 150 einigermaßen zu den slimlines, obwohl sie eigentlich ja schon zu den Ateliers gehören.

Gehäuse und Aufbau
Als Gehäuselieferant für den AF 701 dient ein T 301.

Da ich mir diesmal das Zuspachteln der überzähligen Öffnungen in der Front sparen wollte und die vorhandene Haube eines A 301 auch noch Lüftungsschlitze auf der Oberseite aufweist, die hier nicht nötig sind, musste für das Projekt auch eine neue Haube her.
Ich hatte zunächst nicht erwartet, dass man ein solches Blechteil als Privatperson überhaupt als Einzelstück herstellen lassen kann. Die Firma Seeger Lasertechnik in Lorsch hat mir die Haube dann aber zu einem moderaten Preis angefertigt.
Die Haube wurde abschließend professionell lackiert und bedruckt.

Vom T 301 bleibt auch die vordere Führung für den Netzschalter erhalten. Hierzu wurde der linke Teil des Kunststoffteils der Front entsprechend abgetrennt.
Der dort zusätzlich vorhandene Schalter dient dazu, im Bedarfsfall die Remote Funktion für die Endstufen zu deaktivieren.
Weiterhin kam, analog zum AC 701, zwischen den beiden Schaltern eine LED hinzu, die signalisiert, dass das Gerät eingeschaltet ist.

Um die neuen Komponenten im Gehäuse unterzubringen, wurden drei Alu-Bleche angefertigt, die an den original Befestigungspunkten für die Platinen verschraubt wurden. Das vierte im Bild unten rechts zu sehende Blech dient dazu, einen der Ausschnitte auf der Rückseite zu verschließen.

Die im Bild gut zu erkennenden halbelliptischen Ausschnitte sind deswegen erforderlich, da sich an diesen Stellen die Gusskanäle des slimline Gehäuses befinden.

Als i-Tüpfelchen wurde schließlich noch der ursprünglich ja aus Pappe bestehende Boden durch eine Aluplatte ersetzt (Herzlichen Dank an Werner aus dem Braun Forum für's Anfertigen lassen) . Ebenso besteht die Sicherungsabdeckung jetzt aus Aluminium.

Um Interessenten, die selbst einen Umbau auf Basis der slimline Reihe umsetzen wollen, dies ein wenig zu erleichtern, habe ich am Ende dieser Seite zu allen angefertigten Teilen die Zeichnungen angehängt.
Zum einen Teil handelt es sich .dxf Dateien, die z.B. mit AutoCAD, QCAD oder LibreCAD gelesen und geändert werden können, zum anderen Teil um Dateien für den Schaeffer Frontplatten-Designer.

Elektronik und Schaltungsaufbau
Der AF 701 ist als zweiwege Weiche nach Linkwitz Riley aufgebaut. Die Grenzfrequenz ist, analog zum PA 1, auf 700Hz festgelegt. Allerdings, mit einer Flankensteilheit von 24dB.
Entsprechende Platinen werden unter anderem von Elliott Sound Products in Australien und von Audio-Kits in USA angeboten.
Nachdem ich zunächst die Platinen von ESP verwenden wollte, da hier das Netzteil nicht mit auf der Platine sitzt, bin ich dann doch auf die Audio-Kits Platine umgeschwenkt.
Grund hierfür war, dass die ESP Platinen ein sehr enges Layout aufweisen und es mir hier nicht möglich gewesen wäre, enger tolerierte, aber größere Kondensatoren zu verwenden.
Außerdem sind auf der Audio-Kits Platine bereits Relais für die Einschaltverzögerung vorgesehen.
Nicht genutzt habe ich die Möglichkeit der Linkwitz Transformation und Baffle Step Kompensation.

Die Pegelanpassung zwischen Tieftonzweig und Mittel- Hochtonzweig habe ich jeweils kanalgetrennt über steckbare Festwiderstände ausgeführt.
Auch alle Anschlüsse auf der Platine sind im Sinne der Servicefreundlichkeit mit Steckverbindungen versehen.

Im Nachhinein betrachtet wäre es in jedem Fall sinnvoll gewesen, das komplette Kit und nicht nur die Platine zu kaufen, weil einige der Kondensatoren im passenden Rastermaß bei den bekannten Händlern in Deutschland nur schwer zu bekommen sind.

Zur Spannungsversorgung dient ein 12V Ringkerntrafo mit zwei Primärwicklungen. So war es möglich, die im T 301 vorgesehene Spannungsumschaltung 115V / 230V zu erhalten.

Die Relaisplatine, die im unten stehenden Bild links zu erkennen ist, dient dazu, die Weiche über die Steuerspannung des AC 701 einzuschalten.
Wie schon weiter oben erwähnt, lässt sich das Durchschleifen der Steuerspannung durch den Schalter oberhalb des Netzschalters unterbrechen. Dann werden die angeschlossenen Endstufen nicht direkt mit eingeschaltet, sondern dies muss direkt an den AP 701 erfolgen. Sinnvoll ist dies dann, wenn ansonsten die Haussicherung aufgrund des hohen Einschaltstroms der beiden Endstufen auslöst.

Aschließende Bewertung
Durch die Aktivierung verändert sich die Klangcharakteristik der LS 150 im Tieftonbereich.
Der bei passiver Ansteuerung sehr voluminöse, schon fast zu dick aufgetragene Bass scheint etwas zurückhaltender, dafür aber konturierter und präziser zu sein.
Den Pegel des Mittel- Hochtonzweigs habe ich leicht abgesenkt, was auch im PA 1 der Fall ist.
Insgesamt wirken die Boxen jetzt etwas ausgeglichener, als in der passiven Variante.
Die Veränderung ist zwar deutlicher, als ich sie erwartet hatte, es liegen aber keine Welten zwischen der passiven und der teilaktiven Variante.
Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis dieses Projekts mehr als zufrieden, denn ursprünglich war der AF 701 ja lediglich als Fingerübung und "Vorwand" für den Betrieb von zwei AP 701 gedacht.
Interessant wäre es einmal, die LS 150 mit eingebautem PA1 im Vergleich zu hören, die ja die gleiche Übergangsfrequenz, allerdings eine geringerer Flankensteilheit haben.