CSV 13
Warum schreibt man einen Text über die Restaurierung eines alten Röhrenverstärkers?
Weil ich genau nach so etwas gesucht habe, als ich mich dazu entschieden hatte, mir einen CSV 13 zuzulegen und diesen wieder auf Vordermann zu bringen.
Zwar bin ich im Internet an einigen Stellen auf nützliche Informationen gestoßen, aber es gab keine zusammenfassende Darstellung notwendiger Arbeiten, eventuell auftretender Probleme und Bezugsquellen für die benötigten Bauteile.
Deswegen habe ich versucht diejenigen Informationen, die für mich nützlich waren, in kompakter Form zusammenzutragen.
Wer also Gleiches vor hat, findet hier grundlegende Hinweise zum Thema.
Nach einer ganzen Reihe von Transistorgeräten von Braun sollte es jetzt also ein Röhrenverstärker werden.
Die Auswahl in diesem Bereich ist nicht sonderlich groß. Es gibt den CV 11 als Teil des Studio 2, den CSV 13 und den CSV 60.
Der CV 11 fiel für meine Zwecke weg, da es sich um einen reinen Endverstärker handelt. Es blieb also die Wahl zwischen den Vollverstärkern CSV 13 und CSV 60.
Der Vorteil des CSV 60 liegt in der höheren Ausgangsleistung von 2 x 30W gegenüber 2 x 12W beim CSV 13.
Ansonsten sind sich die Geräte in weiten Teilen sehr ähnlich.
Leider bedingt die größere Ausgangsleistung beim CSV 60 auch eine größere Wärmeentwicklung und damit die Gefahr thermischer Probleme.
Auch neigen die Endstufen des CSV 60, die mit jeweils zwei PL 500 oder PL 504 bestückt sind, eher zum Schwingen, als diejenigen des CSV 13.
Nach Abwägung dieser Punkte habe ich mich schließlich für einen CSV 13 entschieden.
Ein solcher war dann auch recht schnell gefunden und einen passenden CE 16 gab es obendrein dazu.
Das Gerät war technisch so weit in Ordnung und spielte. Optisch hatte es einige kleinere Mängel. Insbesondere der Gehäusedeckel hatte an der Rückseite eine deutliche Delle.
Doch zunächst zurück zur Technik.
Wie meine Recherche ergab, genießt der CSV 13, genau wie sein großer Bruder, der CSV 60 in Kreisen heutiger Röhren-Enthusiasten einen durchaus zwiespältigen Ruf.
Neben berechtigter Kritik, z.B. an der Phono-Entzerrung nach CCIR statt nach RIAA, wird oftmals auch die gehörrichtige Lautstärkeregelung bemängelt und sogar deren kompletter Ausbau empfohlen. Persönlich halte ich diese nicht für einen Mangel und bei Beachtung der Hinweise in der Bedienungsanleitung klingt der Verstärker meines Erachtens auch nicht „dumpf und unnatürlich", wie es gelegentlich zu lesen ist.
Aus diesem Grund, aber auch, weil ich den Verstärker als historisches Gerät möglichst original erhalten und nur an den notwendigen Stellen modifizieren wollte, habe ich die Schaltung an dieser Stelle unangetastet gelassen. Aber wie viele Dinge ist dies wohl auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Man sollte dabei aber auch bedenken, dass es sich um ein Gerät aus dem Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts handelt.
Wer ultragerade Frequenzgänge vom Infra- bis in den Ultraschallbereich, Terminals für dicke Lautsprecherkabel und vergoldete Anschlüsse sucht, sollte besser zu einem Gerät aus aktueller Produktion greifen.
Dennoch gibt es auch nach meiner Auffassung durchaus Optimierungsbedarf. Dies betrifft vor allem den unten beschriebenen Tausch von Bauelementen, an denen über die Jahre der Zahn der Zeit genagt hat, aber auch die bereits angeführte Phono-Entzerrung, deren Modifikation ich aber zunächst zurückgestellt habe, da ich derzeit keinen Plattenspieler am CSV 13 betreibe.
Friedrich Hunold beschreibt auf seiner Internetseite www.frihu.com zwei Wege hierzu. Einerseits eine komplette Umgestaltung der Vorstufe, andererseits die Modifikation der bestehenden Schaltung. Im Sinne der Originalität werde ich bei Gelegenheit die letztgenannte Option in Angriff nehmen.
Das ursprüngliche Ziel der Aufarbeitung war es, eine gesunde Balance zwischen der Erhaltung der vorhandenen Substanz und technisch sinnvollen Änderungen zu erreichen.
Wie sich im Laufe der Restaurierung herausstellte, war dieser Ansatz jedoch nicht durchzuhalten, denn die Zeit hatte an meinem CSV 13 doch mehr Spuren hinterlassen, als zunächst vermutet.
Dies bedingte natürlich auch einen höheren finanziellen Einsatz, als zunächst geplant.
Einen Röhrenverstärker zum Sonderpreis erhält man mit einem CSV 13, den man komplett wiederaufarbeitet, also nicht.
Bei den Bauteilbenennungen in diesem Text beziehe ich mich übrigens auf das Schaltbild vom 01.01.1963, gültig ab Gerätenummer 6501. Es ist bezeichnet mit CSV 130.
Es existieren noch weitere Schaltbilder von zum Teil leicht abweichenden Varianten des CSV 13, so zum Beispiel das aus der Serviceanleitung für das Fertigungsjahr 1961/62, Stand November 1961, das im Internet an mehreren Stellen zum Download angeboten wird.
Hier weichen die Benennungen und auch die Dimensionierung der Bauteile leicht ab.
Eins noch vorweg:
Ich beschreibe hier, welche Arbeiten und Änderungen ich an meinem eigenen CSV 13 durchgeführt habe. Eine irgendwie geartete Garantie für das Funktionieren der Schaltungsänderungen, auch derjenigen aus den hier erwähnten Fremdquellen, kann nicht gegeben werden. Auch übernehme ich keine Haftung für eventuell auftretende Schäden.
Generell sollten die beschriebenen Arbeiten nur von demjenigen durchgeführt werden, der bereits Erfahrung mit elektronischen Schaltungen und insbesondere mit den hohen Spannungen hat, wie sie bei Röhrengeräten auftreten.
Es sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Spannungen bei Berührung lebensgefährlich sind!
Jetzt aber endlich zur Arbeit am Gerät.
Spannungswähler
Aufgrund der zwischenzeitlich auf 230V~ angehobenen Netztspannung sollte als erstes der Spannungswähler an der Rückseite des Verstärkers, von 220V~ auf 240V~ umgestellt werden. Alle Angaben zu Spannungen im Gerät und die Schaltungsänderungen weiter unten in diesem Text basieren auf dieser Einstellung.
Bauteiletausch
Im Folgenden möchte ich jetzt auf die einzelnen Bauteil-Gruppen eingehen. Wo Modifikationen der Schaltung notwendig oder in meinen Augen sinnvoll sind, werde ich diese direkt in den Text einfließen lassen.
Vorab noch ein Hinweis zum Lötzinn: In den Geräten aus den Sechzigern wurde bleihaltiges Lötzinn verwendet. Dieses ist heute für Geräte der Unterhaltungselektronik nicht mehr zugelassen. Stichwort RoHS. Auch für den Hobbybereich wird zwischenzeitlich oftmals bleifreies Lötzinn angeboten. Verwendet man dieses, sollte man darauf achten, das alte, bleihaltige Lötzinn mit einer Entlötpumpe möglichst vollständig zu entfernen, da sonst die Gefahr kalter Lötstellen besteht. Auch ist zu beachten, dass bei der Verwendung von bleifreiem Lot eine höhere Temperatur des Lötkolbens erforderlich ist.
Hat man noch bleihaltiges Lötzinn zur Verfügung, kann man diese Probleme natürlich umgehen.
Elektrolytkondensatoren
Beginnen wir mit den Kondensatoren und hier zunächst mit den Elkos. Da diese im Laufe der Jahre austrocknen und an Kapazität verlieren, sollten sie komplett durch Neuteile ersetzt werden.
Generell habe ich Kondensatoren mit etwas höherer Spannungsfestigkeit gewählt.
Wegen der Änderung der Gleichrichtung ist dies insbesondere im Netzteil sinnvoll. Doch dazu später mehr.
Die Beschaffung der Doppelkondensatoren in Becherform ist etwas schwierig. Die einzige Quelle, die ich bislang gefunden habe, ist der Shop von Herrn Wüsten, dessen Internetseite über www.fragjanzuerst.de zu erreichen ist. Hier werden die entsprechenden Kondensatoren aus neuer, deutscher Fertigung der Firma F&T angeboten.
Die weiteren Elkos sind im Elektronikfachhandel (Conrad, Reichelt, HBE usw.) zu bekommen.
Beim 32 + 32 µF/500V Kondensator für die Vorverstärkerplatine (C1/C2) wich die Bauform des von Herrn Wüsten gelieferten Kondensators leicht vom Originalteil ab und die Anschlüsse passten nicht auf Anhieb. Diese können aber passend zurecht gebogen werden.
Der original Kondensator weist außerdem zwei zusätzliche Masseanschlüsse auf.
Die zugehörigen Lötpunkte auf der Platine wurden mittels Drahtbrücken mit dem verbleibenden, einzelnen Masseanschluss verbunden. Diese Drahtbrücken sind unten in der Bildmitte zu erkennen.
Der Lade- und Siebelko für die Spannungsversorgung der Heizung der Vorstufen hatten in meinem CSV 13 (übereinstimmend mit dem Schaltbild aus 1963, aber abweichend zu den Serviceunterlagen) eine Kapazität von jeweils 500µF/35V. Dieser Wert ist heute nicht mehr gebräuchlich. Deswegen habe ich mich beim Ersatz an die Werte in den Serviceunterlagen angelehnt und den Ladeelko C7 durch 470µF/63V und den Siebelko C8 durch 1000µF/63V ersetzt.
Auch C9 entspricht mit einem Wert von 25µF/35V nicht mehr der heutigen Normreihe. Er wurde gegen einen Elko der Dimension 22µF/63V getauscht.
Alle übrigen Elkos wurden bei gleicher Kapazität wie die Originalteile durch solche mit 16V Spannungsfestigkeit ersetzt.
Die von Braun verbauten Elkos sind für Temperaturen bis 70°C spezifiziert, die von mir verbauten bis 85°C. Sind solche mit 105°C verfügbar, sollte man diese verwenden, um eine längere Lebensdauer zu erreichen.
Folien- und Papierkondensatoren
Auf den Austausch der Folienkondensatoren wollte ich zunächst verzichten, da ich hier keine größeren Probleme vermutete. Einige Stichproben bei den ERO FOL II Kondensatoren überzeugten mich jedoch vom Gegenteil. Also wurden auch diese komplett getauscht. Da beim Schaltungsaufbau heute fast keine Kondensatoren mit axialer Bauform mehr Verwendung finden, ist auch hier die Beschaffung von Ersatz nicht an jeder Ecke möglich. Meine Wahl fiel schließlich auf die „MKT 1813" von Vishay Roederstein, die sich über Farnell, bzw. für nicht gewerbliche Kunden über Heinz Büchner Elektronik in Berlin beschaffen lassen.
Bei der Spannungsfestigkeit habe ich auch hier, falls verfügbar, jeweils eine Stufe höher gewählt. Von der Bauteilgröße ist dies übrigens kein Problem, denn die Neuteile sind generell etwas kleiner.
In diesem Zuge habe ich dann auch gleich die Styroflex- und Papierkondensatoren getauscht. Wobei ich hier größtenteils ebenfalls „MKT 1813" eingesetzt habe. Wo die entsprechenden Werte nicht verfügbar waren (47pF, 220pF und 330pF) bin ich auf die Polystyrol-Typen FSC von LCR mit einer Spannungsfestigikeit von 160V bzw. 630V ausgewichen.
Kleiner Tipp am Rande: Die Suchfunktion bei Farnell selbst ist zumindest derzeit deutlich komfortabler als bei HBE. Deswegen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die benötigten Teile erst bei Farnell im Warenkorb zusammenzustellen und dann bei HBE direkt nach den Artikelnummern von Farnell zu suchen.
Der Austausch der Kondensatoren ist recht einfach zu bewerkstelligen. Lediglich C215 und C216, die jeweils vor dem Potentiometer für Lautstärke und Pegel angeordnet sind, bereiten ein wenig Kopfzerbrechen. Will man die Vorverstärkerplatine nicht ausbauen, so bietet es sich an, die neuen Kondensatoren von unten auf die Platine zu löten. (siehe Bild unten)
Widerstände
Bei den Kohleschicht Widerständen scheiden sich die Geister. Die Einen schreiben ihnen besonders gute klangliche Eigenschaften zu, die Anderen beklagen das durch sie hervorgerufene Rauschen und die mangelnde Langzeitkonstanz bei den elektrischen Werten.
Im Internet findet sich der Hinweis, dass im CSV 13 und CSV 60 Widerstände unterschiedlicher Hersteller und Qualität verbaut wurden.
Die besseren seien diejenigen mit „glatter" Oberfläche, die schlechteren diejenigen mit „rauer" Oberfläche.
In meinem CSV 13 fanden sich nur Erstere, aber auch hier ergaben stichprobenartige Messungen zum Teil deutliche Abweichungen von den Sollwerten. Auch vom äußeren Eindruck her schienen einige Exemplare ihre beste Zeit bereits hinter sich zu haben.
Hier war also ebenfalls ein kompletter Austauschs angesagt.
In Abwägung der zu Beginn des Abschnitts aufgezeigten Argumente habe ich mich für Metallfilmwiderstände von Vishay Beyschlag mit einer Spannungsfestigkeit von 500/800V und einer Belastbarkeit von 1W entschieden.
Die höhere Belastbarkeit gegenüber den ursprünglich verbauten Widerständen ist an dieser Stelle nicht technisch, sondern optisch begründet. Metallfilmwiderstände sind bei gleicher Belastbarkeit deutlich kleiner, als Kohleschichtwiderstände und würden auf den Platinen des CSV 13 doch recht verloren wirken.
Diese Widerstände können bei Conrad Elektronik bezogen werden.
Zu beachten ist hier die unterschiedliche Farbcodierung bei Kohleschicht- und Metallfimwiderständen.
Auf die geänderten, bzw. ergänzten Widerstände im Netzteil gehe ich im Abschnitt Gleichrichter noch ein.
Einstellregler
Was die Einstellregler auf der Endstufenplatine angeht, so habe ich diese durch gekapselte ersetzt. Konkret habe ich die PT 15 Lv von Piher verwendet.
Im Nachhinein betrachtet hätte man hier auch keramische Einstellregler verwenden können.
Die 10kΩ Einstellregler R312 und R412 sind leicht zu beschaffen. Den 20kΩ Einstellregler R30 habe ich durch einen solchen mit 25kΩ ersetzt, was auch in Anbetracht der etwas höheren Spannung nach der Modifikation des Netzteils (s.u.) sinnvoll ist.
Gleichrichter
Im CSV 13 ist für die Heizung der Vorstufenröhren und den Hochspannungszweig jeweils ein Selen-Gleichrichter verbaut. Diese gelten jedoch als wenig zuverlässig.
In meinem Verstärker befand sich zusätzlich ein dritter Gleichrichter, der demjenigen für die Heizung der Vorstufenröhren parallel geschaltet war. Da ich die Gleichrichtung sowieso renovieren wollte, habe ich mich nicht näher mit dem Hintergrund dieser Bastelarbeit befasst. Vermutlich war der Original-Gleichrichter defekt und man hatte ihn bei einer Reparatur im Gerät belassen, um seine Anschlüsse als Lötstützpunkte zu nutzen.
Wie auch immer, die Gleichrichter sollten raus und durch moderne Silizium-Brückengleichrichter ersetzt werden. Hier gilt es zu beachten, dass Silizium-Gleichrichter einen geringeren Innenwiderstand als Selen-Gleichrichter haben, die gleichgerichtete Ausgangsspannung mithin also deutlich höher liegt, als im Originalzustand.
Als Ersatz für GL1 (B250 C250) habe ich den GBI25J und für GL2 (B25 C575) den GBI25B von Diotec gewählt.
Diese Brückengleichrichter haben gegenüber anderen Bauformen den Vorteil, dass sie ein Befestigungsloch in der Mitte aufweisen. Durch dieses können sie mit Hilfe jeweils einer 3mm Schraube in den vorhandenen Befestigungslöchern für die Original-Gleichrichter verschraubt werden.
Unter GL1 wird als zusätzliche Isolierung eine Hartpapierplatine und eine Lötleiste zur Befestigung des hier erforderlichen Schutzwiderstands geschraubt. Die Hartpapierplatine entspricht von ihren Abmessungen denjenigen der Lötleiste und muss unterhalb der Nieten für die Lötstützpunkte noch mit Sacklöchern versehen werden, damit die Lötleiste plan aufliegt.
Bei GL2 ist ebenfalls eine entsprechend zurecht geschnittene Hartpapierplatine unterzulegen, da es sonst zu einem Konflikt mit der Chassisdurchführung zum Widerstand R7 kommt. Zur Not tut es hier auch eine Unterlegscheibe die aber eine möglichst große Auflagefläche gewährleisten sollte, damit der Gleichrichter beim Festziehen der Befestigungsschraube keinen Schaden nimmt.
Um dem Umstand der höheren Gleichspannung am Ausgang der Brückengleichrichter Rechnung zu tragen, gilt es einige kleine Modifikationen bei der Dimensionierung der folgenden Widerstände vorzunehmen, bzw. solche zu ergänzen.
Die Spannung hinter GL1 beträgt vor dem Umbau und bei Einstellung auf 240V~ Netzspannung ca. 290V=. Im Schaltplan sind jedoch 320V= angegeben. Es bleibt also noch etwas Luft zum Sollwert. Nach dem Einbau der Siliziumbrücke ergeben sich dann unter Last aber etwas mehr als die geforderten 320V=.
Für GL1 ist aber sowieso ein Schutzwiderstand vor dem ersten Kondensator vorzusehen (siehe Datenblatt des GBI25B).
Hier kommt ein Widerstand von 3,3Ω/4W zum Einsatz. So ergibt sich eine Spannung von ca. 318V=.
Nachdem die Anschlüsse am Gleichrichter verlötet sind, werden diese noch mit Schrumpfschlauch isoliert.
Im Bereich der Heizung der Vorstufenröhren wurden folgende Änderungen vorgenommen:
Zwischen dem negativen Ausgang von GL2 und C5 wird ein Widerstand von 0,47Ω/5W zusätzlich eingesetzt.
Dieser dient als Schutzwiderstand für den Gleichrichter, da ein direkter Anschluss von C5
am Gleichrichter zu dessen vorzeitigem Ableben führen kann (siehe Datenblatt des GBI25J).
R7 wird durch einen Widerstand 47Ω/25W und dazu parallel je einem Widerstand 100Ω/10W (R7a) und 150Ω/10W (R7b) ersetzt. Der 47Ω/25W Widerstand wird oberhalb des Chassis mit Abstandsbolzen und darunter einem kleinen Kühlkörper verschraubt.
Ihn direkt auf das Chassis zu schrauben ist keine gute Idee, da sich dieses - und damit auch die direkt benachbarten Becherelkos - dann stark aufheizt. Die Anschlüsse des Widerstands müssen an beiden Enden leicht gekürzt werden und sind über kurze Drähte mit den Lötstützpunkten verbunden.
Die beiden anderen Widerstände werden unterhalb des Chassis frei verdrahtet.
Mit dieser Schaltungsänderung erhält man wieder die korrekte Heizspannung von ca. 12,6V.
Ich habe die oben angegebenen Werte verwendet, weil sie mir gerade zur Verfügung standen. Eventuell tut es aber auch ein einzelner 33Ω Widerstand.
Der Anschluss von GL2 an den Trafo erfolgt über zwei kurze, verdrillte Kabel.
Abschließend werden auch hier die Anschlüsse mit Schrumpfschlauch isoliert.
Ausgangsübertrager
Sollte einer oder beide Ausgangsübertrager defekt sein, so bekommt man glücklicherweise Ersatz bei der Firma Welter in Ulmen. Die Übertrager entsprechen von den Maßen exakt den Original-Übertragern.
Im Gegensatz zu diesen sind sie nach Angaben der Firma Welter allerdings präziser gewickelt, die einzelnen Wicklungslagen sind gegeneinander isoliert und die Übertrager sind vakuumgetränkt.
Auch der Frequenzgang der Übertrager ist nach Angaben der Firma Welter besser, als derjenige der Original-Übertrager.
Dies stellte für mich jedoch keinen Grund dar, die Übertrager zu tauschen, denn in meinem Gerät waren sie noch in Ordnung. Deswegen kann ich auch keine Aussage aus eigener Erfahrung zu diesen Übertragern machen.
Röhren
Nach dem erstmaligen Öffnen meines CSV13 stellte ich fest, dass hier Röhren unterschiedlicher Hersteller verbaut waren. Also habe ich mich dazu entschlossen, neben den deutlich stärker von Verschleiß betroffenen Endröhren, auch die Vorstufenröhren zu tauschen.
Doch welche nehmen? Die Spanne reicht von preiswerten (oder billigen?) russischen Röhren, teils aus Fertigung für das Militär, bis zu solchen aus altem Lagerbestand und deutscher Fertigung, die zu horrenden Preisen gehandelt werden.
Die Entscheidung fiel schließlich auf Röhren von JJ. Diese liegen preislich im unteren Mittelfeld und werden in unterschiedlichen Berichten im Internet meist positiv bewertet. Der Hersteller JJ selbst ist Nachfolger der traditionsreichen Firma Tesla und in der Slowakei ansässig.
Ruhestromeinstellung
Hat man die oben beschriebenen Arbeiten ausgeführt, kann man sich an das Einstellen des Ruhestroms (BIAS) der Endröhren begeben.
Nach Schaltplan soll der Ruhestrom an den Anoden der Endröhren jeweils 18-24mA betragen. Um an dieser Stelle zu messen, müsste man jeweils die Verbindung der Anode zum Ausgangsübertrager auftrennen und hier ein Milliamperemeter einschleifen.
Das ist jedoch eine recht umständliche Methode. Alternativ kann man den Ruhestrom auch mittelbar über den Spannungsabfall an einem Widerstand an der Kathode bestimmen.
In einem Forumsbeitrag auf www.frihu.com wird vorgeschlagen, diese Widerstände direkt ins Gerät zu löten. Sicher eine praktikable Lösung. Dennoch habe ich eine andere, und wie ich finde, praktischere gewählt. Praktischer vor allem deswegen, weil man in schnellem Wechsel den Ruhestrom aller Endröhren kontrollieren kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, mit der Messspitze versehentlich einen falschen Anschluss am Röhrensockel zu erwischen.
Die Messung erfolgt nach dem gleichen Prinzip, aber mittels vier Adaptern, die man sich aus Abstandshaltern für Novalsockel zusammenbaut. Hierzu benötigt man insgesamt acht Abstandshalter.
Der jeweils untere Abstandshalter bleibt so wie er ist. Beim oberen Abstandshalter löst man die zentrale Schraube, die ihn zusammen hält und zieht die äußere Kappe ab.
Nun lötet man am Kathodenanschluss (Pin 3) den dortigen Stift ab.
Hier wird jetzt statt des Stiftes ein 1% Metallfilmwiderstand von 1Ω/0,6W eingelötet. Zusätzlich wird an dessen oberen Ende eine rote und am unteren Ende eine schwarze Messleitung angelötet.
Am besten verwendet man hier Silikonmessleitungen. Diese haben den Vorteil, dass sie sehr flexibel und dazu noch temperaturfest sind.
Entweder benötigt man zwei rote und zwei schwarze vorkonfektionierte, ca. 1m lange Messleitungen mit Stecker, die man in der Mitte aufteilt, oder man kauft Meterware und die erforderlichen Stecker. Letzteres dürfte meistens preiswerter sein.
Nun steckt man jeweils einen modifizierten und einen original belassenen Abstandshalter ineinander und verlötet sie.
Abschließend werden die Messleitungen noch mit Kabelbindern fixiert.
Hier ist der Aufbau des Messadapters im Detail zu sehen.
Im Millivoltbereich des Messgerätes entspricht der dann gemessene Wert dem Ruhestrom in mA.
Bei dieser Art der Messung ist allerdings zu beachten, dass man sich einen Messfehler von ca. +2mA wegen des Gitterstroms einhandelt.
Der Ablauf der Ruhestromeinstellung ist folgender: Alle drei Einstellregler werden zunächst in Mittelstellung gebracht. Dann werden über den mittleren Einstellregler (R30) zunächst alle vier Röhren in den, im Schaltbild angegebenen Toleranzbereich (18-24mA+2mA) gebracht.
Der Feinabgleich für die beiden Röhren der einzelnen Kanäle erfolgt dann über die jeweils äußeren Einstellregler (R312 und R412).
Elektrische Sicherheit
Im Beitrag zum CSV 13 auf www.frihu.com werden, wegen des nicht angeschlossenen Schutzleiters, Bedenken bzgl. dessen elektrischer Sicherheit geäußert. Es wird dazu geraten, den Schutzleiter nachträglich mit dem Gehäuse zu verbinden.
Persönlich halte ich dies für unnötig. Wie dem Typenschild des CSV 13 zu entnehmen ist, entspricht dieser der Schutzklasse II, ist somit schutzisoliert.
Warum Braun seinerzeit ein Netzkabel mit Schutzkontakt verwendet hat, erschließt sich mir allerdings auch nicht.
Da sich das Gerät nach den Umbauten aber nicht mehr im Originalzustand befindet und nur Wenige die Möglichkeit der Hochspannungprüfung haben dürften, muss jeder selbst entscheiden, wie er hier verfährt.
Spannungsversorgung für den CE 16
Will man den CSV 13 im Zusammenspiel mit einem CE 16 betreiben, so besteht die Möglichkeit, diesen direkt aus dem CSV 13 mit der Betriebsspannung zu versorgen.
Hierzu besitzt der CSV 13 eine Oktalbuchse. An Pin 7 und 8 liegt hier eine Wechselspannung von ca. 6,3V~ an, die sich auch nach der Umstellung auf 240V~ recht exakt ergibt. Diese Spannung wird über das entsprechende Kabel zur Buchse des CE 16 geführt und versorgt von dort aus eine zweite Primärwicklung des Netztrafos.
Wird der Schalter an der Rückseite des CE 16 in die Stellung „Verstärker" gebracht, schaltet sich der Empfänger jetzt automatisch ein, wenn über den Quellenwahlschalter am CSV 13 „radio" ausgewählt wird.
Oktalstecker und vor allem die Abdeckkappen für diese Stecker sind leider nur noch sehr schlecht zu bekommen. Gelegentlich tauchen sie aber bei ebay auf. Ich selbst habe meine Stecker in England aufgetrieben.
Für das Kabel selbst eignet sich z.B. ÖLFLEX® CLASSIC 100 4X0,75 Steuerleitung von Lapp Group.
Gehäuse
Außer einer technischen, sollte der Verstärker natürlich auch eine optische Renovierung erfahren. Glücklicherweise befand sich die Frontplatte, genau wie diejenige des gleichzeitig erworbenen CE 16, in einem sehr guten Zustand und musste nicht neu lackiert und bedruckt werden.
Anders sah es hingegen bei den Gehäusedeckeln und Böden der beiden Geräte aus. Hier war neuer Lack und neue Schrift angesagt.
Diese Arbeiten habe ich in bewährter Weise bei Herrn Wölker in Darmstadt ausführen lassen, bei dem man nötigenfalls auch die Frontplatten aufarbeiten lassen kann. Die Adresse findet man im Bereich „service" auf www.radiodesign.de in der Kategorie „Bedruckung".
Leider waren auch die Schrauben zur Befestigung des Gehäusedeckels und der Frontplatte vermackt.
Ersatz habe ich bei der Firma Rosentaler Schrauben gefunden.
Für den Gehäusedeckel benötigt man Linsenkopfschrauben mit Kreuzschlitz M4 x 8 A2 und Unterlegscheiben 4,3 A2. Für die Frontplatte Linsensenkkopfschrauben M2,5 x 8 A2.
Von der Länge passen zwar auch M2,5 x 6 A2, zumindest bei meiner Bestellung hatten diese aber eine Kopfform, die weniger gut dem Original entsprach.
Fazit
Ich hoffe, dieser Text ist hilfreich für Sie bei der Aufarbeitung Ihres eigenen CSV 13.
Über eines sollte man sich bei der Anschaffung eines solchen Verstärkers jedoch im Klaren sein: Mit dem Austausch der zunächst als kritisch angesehenen Elektrolytkondensatoren und Selengleichrichter ist es nicht unbedingt getan. Es mag auch Geräte geben, bei denen ein kompletter Neuaufbau nicht erforderlich ist. Bei meinem Verstärker sind außer dem Netztrafo, den Ausgangsübertragern und den Potentiometern aber keine Bauteile original geblieben.
Mit der Aufarbeitung des Gehäuses sind so nochmals ca. 350,-€ bis 400,-€ an Kosten und einige Stunden Arbeit zusammengekommen.
Insbesondere für den Austausch der Bauelemente rund um den Eingangswahlschalter und das Laustärkepotentiometer sollte man auch eine gewisse Virtuosität im Umgang mit dem Lötkolben mitbringen.
Insgesamt also ein nicht unerheblicher Aufwand, für den man aber einen gut klingen Verstärker und nicht zuletzt ein Stück deutscher Design- und HiFi-Geschichte quasi im Neuzustand erhält.
Quellenangabe
Neben eigenen Überlegungen sind in diesen Text natürlich viele Informationen aus anderen Quellen eingeflossen.
Insbesondere möchte ich hier die Internetseite www.radiodesign.de, deren Betreiber Klaus und das Forum auf dieser Seite, sowie die Internetseite www.frihu.com von Friedrich Hunold nennen.
Nachtrag im November 2015:
Seit der Veröffentlichung dieses Artikels im Dezember 2008 sind fast sieben Jahre vergangen. Nach der Restaurierung zweier Quad II Endstufen und eines CV 11 und den dabei gewonnenen Erfahrungen, würde ich heute einige Dinge anders lösen. Dies betrifft einerseits die Auswahl der Bauteile und andererseits den Ersatz der Selengleichrichter. Informationen hierzu können den entsprechenden Beiträgen entnommen werden.
Friedrich Hunold hat seine Internetseite zwischenzeitlich umgebaut und das dortige Forum existiert nicht mehr.
Seit kurzem ist der lesenswerte Artikel zum CSV 13 / CSV 60 dort aber wieder verfügbar.