CVV 11

Nachdem mein CV 11 fertig restauriert war, bedurfte es natürlich auch eines Zuspielers. 
Neben Hochpegelquellen wollte ich auch meinen PCS 5 anschließen um über diese Kombination Schallplatten hören zu können.
So entstand der hier vorgestellte CVV 11. Ein im Signalweg ausschließlich in Röhrentechnik aufgebauter Vorverstärker.

Nimmt man die ersten Überlegungen zu Design und Konzept, die Suche nach passenden Bausteinen, sowie die Realisierungsphase zusammen, so war der CVV 11 mein bislang umfangreichstes Projekt.

Ausgangspunkt war die Überlegung, wie ein Vorverstärker aussehen könnte, der sich mit dem Endverststärker CV 11 einerseits und dem Tuner CE16 andererseits kombinieren ließe.
Deswegen orientiert sich das Design, was das Raster der Bedien- und Anzeigeelemente angeht, am CE 16. Auch verwendet der CVV 11 das gleiche Gehäuse wie der CE 16, jedoch eine andere Haube.
Ich habe meine ersten Entwürfe für die Frontplatte im Braun-Hifi-Forum zur Diskussion gestellt und so entstand eine ganze Reihe von Varianten.
Letztlich habe ich mich dann für diesen Entwurf entschieden, der auf den Taster zum Einschalten, einen Knopf zur Menüwahl und das Display reduziert ist.

Im Gegensatz zum fertigen Verstärker ist hier noch eine konkave Tastenkappe zu sehen.
Da meines Erachtens zu einem Taster eine konvexe Kappe besser passt, habe ich letztlich eine Kappe aus der slimline Reihe verwendet.
Im nächsten Bild ist ein Rendering des Verstärkers zu sehen, wie er schließlich realisiert wurde. (Herzlichen Dank an Thomas M. Bock)

Die hier schon zu sehende Anzeigeeinheit stand bereits zu einem frühen Zeitpunkt als Teil des Design- und Bedienkonzepts fest.
Sie ist einer der drei Bausteine des VC-03 Moduls von DIY-Sound-Lab. Das Modul ermöglicht die Auswahl eines von fünf Eingängen, die Regelung der Lautstärke, sowie die Darstellung der gewählten Parameter auf dem Display.
Die Besonderheit des Moduls besteht darin, dass hier kein IC (z.B. der PGA4311) für die Lautstärkeregelung eingesetzt wird, sondern eine Matrix aus sieben Relais und entsprechend zugeordneten Widerständen.

Dass sich beim VC-03 keine Halbleiter im Signalweg befinden, kam mir später auch beim Gesamtkonzept entgegen.

Hatte ich nämlich zunächst überlegt, den Vorverstärker in Halbleitertechnik zu realisieren, so kam nach kurzer Zeit der Gedanke auf, ihn analog zum CV 11 mit Röhren aufzubauen.
Die dadurch zwangsläufig bedingten technischen Nachteile, etwa ein schlechterer Signal-Rausch-Abstand in der Phono-Vorstufe habe ich dabei bewusst in Kauf genommen.
Nicht dass ich ein Problem mit Halbleiterschaltungen hätte, aber die Herausforderung lag hier nun darin, traditionelle Röhrentechnik im Signalweg um eine zeitgemäße, komfortable Bedienung zu ergänzen.

Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse im verwendeten CE 16 Gehäuse erwies sich dieses Vorhaben aber als schwieriger, als zunächst erwartet.
Doch dazu später mehr.

Zu einer komfortablen Bedienung gehört natürlich auch die Möglichkeit der Fernbedienbarkeit des Vorverstärkers.
Die mitgelieferte Fernbedienung wollte allerdings nicht so recht zum Design des CVV 11 passen. Deswegen habe ich mir eine Apple Remote besorgt und das VC-03 auf deren Befehle angelernt.

Praktischerweise bietet das VC-03 diese Option schon von Hause aus und man muss nicht auf einen lernfähigen Fernbedienungsgeber oder einen Umsetzer zurückgreifen.

Am CVV 11 stehen ein Phono-, ein Radio- sowie drei weitere Hochpegeleingänge zur Verfügung.
Die Eingangswahl, sowie die Lautstärkeregelung am Gerät selbst erfolgen mittels eines Drehimpulsgebers mit integriertem Taster.

Für die Stromversorgung von einem oder auch zwei Endverstärkern, sowie weiterer Peripheriegeräte befinden sich an der Rückseite des CVV 11 insgesamt drei geschaltete Kaltgerätebuchsen nach IEC-60320 C13.

Ich hatte hier zunächst Buchsen nach CEE 7/7 (SchuKo) vorgesehen. Jedoch ist hierfür der Platz auf der Rückseite zu knapp bemessen.
Die Steckdosen sind über eine gemeinsame Sicherung 5A (träge) abgesichert.

Die Signalanschlüsse des CVV 11 sind als DIN Buchsen ausgeführt.
Im Hinblick auf den als Plattenspieler vorgesehenen PCS 5 ist der Phonoeingang dreipolig.
Der DAC-Eingang ist siebenpolig. Zusätzlich zu den Signalleitungen ist hier eine Versorgungsspannung von 12,6V herausgeführt.
Diese Spannung soll zukünftig für die Versorgung eines externen Bluetooth-Empfängers genutzt werden.
Die restlichen drei Eingänge sind fünfpolig.

Den Ausgang bildet ebenfalls eine fünfpolige DIN Buchse, wobei diese so beschaltet ist, dass hier sowohl Endverstärker nach alter Norm (dreipoliger Stecker) als auch solche nach neuerer Norm (fünfpolig) Anschluss finden.
Hierzu liegt der rechte Kanal sowohl auf Kontakt 1, als auch auf Kontakt 5 der Buchse.

Hier ein Bild der komplett montierten Rückwand.

Der gesamte Verstärker ist konsequent in einzelne Baugruppen aufgeteilt. Die Baugruppen, die für die Signalverarbeitung zuständig sind verfügen über eine eigene Spannungsversorgung, die vollkommen unabhängig von derjenigen für die Steuerungsbaugruppen ist.
Die einzelnen Baugruppen wurden räumlich getrennt und durch die Verwendung von Zwischenwänden aus verzinktem Stahlblech gegeneinander abgeschirmt, sodass eine gegenseitige Beeinflussung ausgeschlossen werden kann.

Um die Signalwege möglichst kurz zu halten, ist die Platine für Eingangswahl und Lautstärkeregelung direkt an der Rückwand des CVV 11 montiert.

Sie wird von der Kontrolerplatine, auf der sich auch die Displayeinheit befindet, gesteuert. Diese ist direkt hinter der Frontplatte montiert.

Die Bedienung erfolgt über den bereits weiter oben erwähnten Drehimpulsgeber, der am Zwischenblech hinter der Frontplatte verschraubt ist.

Auf dem Display des CVV 11 werden der gewählte Eingang sowie die gewählte Lautstärke dargestellt. Letztere als Bargraph und in Schritten von -63dB bis 0dB im Klartext.

Auch das Aufwecken des Verstärkers aus dem standby, über den an der Frontseite befindlichen Drucktaster, wird von der Kontrollerplatine gesteuert.
Zur kompletten Trennung vom Stromnetz befindet sich auf der Rückseite des CVV 11 zusätzlich ein zweipoliger Netztschalter.
Die Sicherung für den CVV 11 selbst befindet sich hinter der Frontplatte und ist über den abnehmbaren, vorderen Teil der Bodenplatte zugänglich.

Das Netzteil für die VC-03 Bausteine ist mittels Abstandsbolzen auf der Rückseite der Zwischenwand hinter der Frontplatte montiert.
Die Platine beherbergt neben der eigentlichen Netzteilelektronik auch einen Ringkerntransformator und ein Hochlastrelais.
Das Relais schaltet einerseits den neben der Platine sitzenden zweiten Ringkerntransformator, der die Betriebsspannungen (200V~ und 12V~) für die Signalverarbeitungsbausteine liefert und andererseits die Kaltgerätebuchsen für die Periphriegeräte auf der Rückseite.

Zum Schutz der Relaiskontakte vor Abreißfunken habe ich noch ein RC-Glied ergänzt, das über der Last liegt.

Die Suche nach einer geeigneten Verstärkereinheit gestaltete sich, nicht zuletzt wegen der recht beengten Platzverhältnisse im CE 16 Gehäuse, recht schwierig.
Ein kompletter Selbstbau einschließlich Platinenlayout usw. kam schon aus Zeitgründen nicht in Frage.
Zwar finden sich - z.B. auf ebay - eine ganze Anzahl von Bausätzen und Platinen aus Fernost, aber über deren Qualität gibt es doch ein sehr uneinheitliches Meinungsbild. In so fern war mir hier das Risiko eines Fehlkaufs zu groß.

Auch in USA gibt es den einen oder anderen Anbieter für Vorverstärkermodule auf Röhrenbasis.
Sie orientieren sich oftmals an der Schaltung der Marantz 7 Vorstufe.
Diese wird zwar oftmals hoch gelobt, die RIAA Entzerung in der Phono-Vorstufe ist hier jedoch aktiv, also im Gegenkopplungszweig, realisiert. Eine solche Schaltungsauslegung birgt aber die Gefahr von stärkerer Beeinflussung des Klangs, als es bei einer passiven Entzerrungen der Fall ist.

Weiterhin werden Platinen angeboten, die entweder Nachbauten oder Ersatzschaltungen für die Dynaco PAS Vorverstärker sind.
Aber auch von diesen wollte keine so recht zu meinen Anforderungen hinsichtlich der Maße passen.

Auf dem deutschen Markt, wo ich mich zunächst umgesehen hatte, finden sich aktuell leider ebenfalls keine Bausteine, die im vorgegebenen Gehäuse untergebracht werden könnten.

In so fern hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben etwas Passendes zu finden, als ich bei der Internetrecherche auf die Seite von Elsafon aus der Schweiz gestoßen bin.
Nachdem ich einige Mails mit Herrn Divis von Elsafon ausgetauscht hatte war jedoch klar, dass man aktuell auch hier keinen Bausatz oder Baustein im Angebot hatte, der ins CE 16 Gehäuse passen würde.
Aber Herr Divis stellte mir in Aussicht, dass man in Kürze eine Schaltung fertig habe, die eine Phonovorstufe mit passiver Entzerrung, eine Hochpegelstufe und das zugehörige Netzteil auf einer Platine von 140 x 180mm vereint.
Und das zu einem fairen Preis.

Die eigentliche Verstärkerschaltung war damit also auch gefunden, erforderte aber noch einige kleinere Modifikationen für die gemeinsame Verwendung mit dem VC-03. So entfiel etwa das Relais für die Umschaltung zwischen Phono und Hochpegel, weil diese Aufgabe vom VC-03 übernommen wird.

Herr Divis hat entsprechende Informationen zwischenzeitlich auch anderen Interessierten auf seiner Internetseite zugänglich gemacht.

Um nicht einen fertigen Baustein zurück bauen zu müssen, habe ich den Bausatz gewählt. Dessen Bestandteile kommen gut sortiert in Plastikbeuteln und sind durchweg von sehr guter Qualität. So stammen etwa die Röhren von JJ.
Hier ein Bild der ebenfalls sehr gut verarbeiteten Platine.

Für die Spannungsversorgung der Verstärkerschaltung habe ich bei der Firma Müller-Rondo einen Ringkerntransformator mit zwei Sekundärspannungen von 12V, bzw. 200V wickeln lassen.
Zur Vermeidung von Störungen durch den Trafo ist dieser doppelt geschirmt.
Er ist in einem Kunststoffbecher vergossen und über Filzdämpfer entkoppelt neben dem Netzteil des VC-03 montiert.
Die zur Verfügung stehende Innenhöhe war für den Trafo gerade eben ausreichend.

Was das grundsätzliche Konzept, das Design und die Elektronik angeht, waren nun also alle Voraussetzungen für die Realisierung des Verstärkers geschaffen.

Für eventuelle Nachbauer möchte ich nun noch einige Hinweise zum Aufbau geben.

Ausgangspunkt war das nackte Chassis eines CE 16.

Für die Montage der Platine im Gehäuse wurde das Chassis um eine Montageplatte aus 1,5mm verzinktem Stahlblech ergänzt. Diese bietet einerseits der Platine eine stabile Grundlage und dient andererseits der Abschirmung. Die Netzleitungen, wie auch das schon selbst geschirmte Steuerkabel für die Relaisplatine laufen dafür unterhalb dieser Platte.

Außerdem wurde ein zusätzliches Abschirmblech hinter dem Netzteil des VC-03, bzw. dem zweiten Ringkerntrafo verbaut.

Die Frontplatte aus 2mm eloxiertem Aluminium wurde bei der Schaeffer AG entsprechend meinen Vorgaben gefräst und dann von Herrn Wölker in Darmstadt beschriftet.
Zur Abdeckung des Displayausschnitts  habe ich grau getöntes Plexiglas (Röhm 7C83) mit einer Lichtdurchlässigkeit von 21% und einer Dicke von 3mm gewählt.

Das Plexiglas steht innen 1mm über und kann hier gut mit der Frontplatte verklebt werden. Bezogen habe ich die Zuschnitte bei KUS-Kunststofftechnik in Recklinghausen.
Die Plexiglaszuschnitte hatten ein leichtes Übermaß und mussten vor dem Einbau auf das erforderliche Endmaß gebracht werden.

Da die Tönung des Plexiglases immer noch den Blick ins Gehäuseinnere erlaubt, wurde zwischen Display und Abdeckung ein Rahmen aus schwarzem Fotokarton angebracht. Auch dies ein Material, dessen Verwendung in einem elektronischen Gerät durchaus zeittypisch für die frühen 1960er Jahre ist.
Nachdem die erforderlichen Maße an Gehäuse und Display abgenommen und auf den Fotokarton übertragen waren, wurde der Rahmen mit Stahllineal und Skalpell ausgeschnitten.
Die Löcher für den Infrarotempfänger und die Befestigungsschrauben wurden mit Locheisen ausgestanzt. In diesem Material die einzige Möglichkeit wirklich runde Löcher zu erhalten.
Um den Knick am oberen Rand sauber fertigen zu können, wurde der Karton an dieser Stelle auf der Oberseite leicht eingeritzt.
Hier ein Bild der fertigen Blende.

Damit die Tastenkappe und die Welle des Drehimpulsgebers nicht an der Frontplatte scheuern, wurde hinter die entsprechenden Löcher in der Frontplatte jeweils eine Filzscheibe geklebt. Eine Maßnahme, die auch Braun beim Taster am CE 16 umgesetzt hat. Auch hier wurden die Löcher gestanzt.

Wo wir gerade bei den Bedienelementen sind:
Hier habe ich viel Mühe darauf verwendet, dem Bediengefühl der frühen 1960er Jahre nahe zu kommen, sowohl beim "ein / standby" Taster, als auch beim Drehimpulsgeber.
Die gerade erwähnten Filzscheiben leisten dazu schon einen ersten Beitrag, denn sie sorgen für einen gewissen Widerstand beim Bedienen.
Beim Taster war es gar nicht so einfach, ein passendes Exemplar zu finden. Die meisten heute erhältlichen Taster haben einerseits einen recht kurzen Bedienweg und andererseits ist die erforderliche Betätigungskraft gering.
Nach einiger Suche - auch die Tastenkappen des Netzschalters der slimline Reihe von Braun sollte ja passen - und Tests unterschiedlicher Exemplare, habe ich mich schließlich für den APEM - 8632A entschieden.

Im nächsten Bild ist der Taster bereits fertig montiert zu sehen. Die Montage erfolgte mit Hilfe des im CE 16 vorhandenen Befestigungswinkels für den "FM autom" Taster.
Der Winkel wurde lediglich entsprechend nach links versetzt.

Der mit dem VC-03 gelieferte Drehimpulsgeber läuft sehr weich, was an sich für ein angenehmes Bediengefühl sorgt. Auch hier sind die Bedienkräfte aber auf einem Niveau, wie man es Anfang der 1960er Jahre nicht kannte.
Hatte ich erst überlegt, den Drehwiderstand mit Hilfe eines der im CE 16 vorhandenen Schwunggewichte zu erhöhen, so habe ich mich u.a. aus Platzgründen sehr schnell von diesem Ansatz verabschiedet.
Letztlich war eine zusätzliche Feder auf der Welle die Lösung. Diese stützt sich auf der einen Seite am Gewinde des Drehimpulsgebers und auf der anderen Seite am sowieso benötigten Verbinder für die Wellenverlängerung ab. Um eine bessere Führung der Feder zu gewährleisten, sitzt sie in einem kurzen Aluminiumrohr.

Wie die Frontplatte wurde auch die Rückwand bei Schaeffer gefertigt. Hier habe ich das Ausgangsmaterial (schwarzes 1,5mm FR4 GFK) angeliefert, da diese Material bei Schaeffer nicht standardmäßig verfügbar ist.
Die Beschriftung erfolgte mittels weiß ausgelegter Gravuren. Ein Bild der Rückwand ist schon weiter oben zu sehen.

Da die Gehäusehaube des CE 16 lediglich an den Seiten Lüftungsschlitze ausfweist und diese für die Wärmeabfuhr nicht ausreichend erscheinen, hatte ich zunächst in Erwägung gezogen, die vorhandene CE 16 Haube mit zusätzlichen Schlitzen zu versehen.
Im Gespräch mit der Firma Seeger in Lorsch stellte sich aber heraus, dass eine komplette Neufertigung besser zu realisieren war.

Die Haube ist, abgesehen von den zusätzlichen Lüftungsschlitzen, eine exakte Kopie der CE 16 Vorlage. Einschließlich des innen aufgeschweißten Winkels zur Stabilisierung im Bereich der Frontplatte und den Verstärkungen aus Flachstahl an den Seiten.

Nach dem Grundieren und Lackieren der Haube war nun also die letzte Komponente des Verstärkers fertig und es konnte an die Endmontage gehen.

Wie bei meinen anderen Umbauberichten auch, zum Schluss noch ein paar Bilder des Verstärkers.