PCS 5

Eigentlich ist ein analoger Plattenspieler heute, wo man seine Musikkonserven in sehr guter Qualität als .flac Dateien auf dem hauseigenen Server liegen hat, ja ein Anachronismus.
Um so mehr, wenn es sich um ein Gerät aus den frühen 60er Jahren handelt.
Aber der PCS 5 und eigentlich noch mehr der mit dem SME 3009 bestückte PCS 52 standen schon seit vielen Jahren auf meiner Wunschliste.
Und zu einem CSV 13 gehört nun mal auch ein solcher Plattenspieler.

Nachdem ich anfangs nach einem PCS 52 Ausschau gehalten hatte, kamen mir nach und nach immer mehr Zweifel, ob dessen filigran wirkender Tonarm wirklich zum gradlinigen Design der Kombination CSV 13 / CE 16 passt. Auch störte mich bei näherer Betrachtung der Ausschnitt im hinteren Teil der Plexiglashaube, der hier notwendig war, um dem SME 3009 den nötigen Platz zu verschaffen. Und schließlich gab es den PCS 52 von hause aus nur in anthrazit und nicht im besser zur vorhandenen Anlage passenden Grau.
Am Ende fiel dann also die Entscheidung zugunsten des Standardmodells PCS 5. Wobei der Begriff Standardmodell hier als stark untertrieben gelten darf, denn bis auf den Tonarm teilt der PCS 5 ja alle Komponenten mit dem PCS 52.

Die Konstruktion fällt mit einem kombinierten Reibrad- Riemenantrieb recht aufwändig aus. Zumal die komplette Antriebseinheit federnd unter dem Chassis, an dem wiederum Plattentellerlager und Tonarm befestigt sind, aufgehängt ist. Auch der Papst Hysterese Synchronmotor wirkt eher, als käme er aus dem Maschinenbau-Bereich, als gehöre er in ein HiFi-Gerät.

Erstaunlicherweise befanden sich Riemen und Reibrad bei meinem Plattenspieler noch in einem Zustand, der einen Austausch oder eine Aufarbeitung nicht erforderlich machte.
Bekommt man einen neuen Riemen heute noch "an jeder Ecke", sieht es beim Reibrad deutlich schlechter aus. Deswegen möchte ich die Firma HSE Schmidt Elektronik in Ansbach nicht unerwähnt lassen. Hier kann man verschlissene oder ausgehärtete Reibräder mit einem neuen Gummirand versehen lassen.
Zwar kann ich nicht von eigenen Erfahrungen berichten, die Resonanz im Internet ist aber durchweg positiv.

Das sehr solide, aus 2mm Stahlblech gefertigte Chassis sitzt, über Mossgummipuffer entkoppelt, in der lackierten Holzzarge.
Da sich die Puffer bereits aufzulösen begannen, wurden hier neue aus 15mm Moosgummi geschnitten.

Die Entkopplung über diese Puffer ist dann auch der einzige Kritikpunkt, den man am PCS 5 anbringen muss, denn sie ist nicht sonderlich effektiv und macht den PCS 5 empfindlich gegen Trittschall.
Daran haben auch die neuen Puffer, sowie die ebenfalls neuen Gerätefüße nichts Wesentliches ändern können.

Doch zurück zur Antriebseinheit. Von hier läuft der Antriebsriemen zu einem Subteller, auf dem wiederum der eigentliche, aus Zinkdruckguss gefertigte Teller liegt.
Der Teller hat ein, für damalige Verhältnisse hohes Gewicht von rund drei Kilo und ist auf der Außenseite verchromt. Hinsichtlich der originalen Oberflächenstruktur gibt es unterschiedliche Informationen. Einerseits gibt es die Auffassung, der Tellerrand sei mit einem feinen Strichschliff versehen gewesen, andererseits gibt es Bilder aus zeitgenössischen Verkaufsprospekten, auf denen deutliche Spiegelungen am Tellerrand zu sehen sind, die so eigentlich nur an einer Hochglanzoberfläche zu erwarten sind.
Wie auch immer, bei meinem Exemplar war der Rand des Plattentellers oxidiert und wies deutliche Flecken auf.
Hier war also eine Aufarbeitung der Oberfläche angesagt. Diese erfolgte mit Nevr-Dull Polierwatte, die zwar abrassiv wirkt, aber deutlich schonender mit dem zu bearbeitende Material umgeht, als die gängigen Chrompolituren in Pastenform.
So konnte wieder eine gleichmäßige Oberfläche hergestellt werden, die sehr gut mit dem ebenfalls verchromten Tonarm korrespondiert.

Das Polieren ist eine recht schmutzige Angelegenheit und wenn man hinterher nicht die Finger mit Handwaschpaste und Bürste bearbeiten will, sollte man Schutzhandschuhe tragen.

Die Lackierung des Chassis meines PCS 5 präsentierte sich in einem einigermaßen akzeptablen Zustand. Insbesondere wenn man das Alter des Plattenspielers berücksichtigt.
Jedoch war die Zarge deutlich rissig, was sich im folgenden Bild erahnen lässt.

Der größte Mangel war aber das Fehlen eines Teils der Beschriftung im Bereich des Drehzahlwählhebels und des Netzschalters.

Da der Plattenspieler aber neben anderen, bereits neu lackierten Geräten stehen sollte, hatte ich sowieso geplant Chassis und Zarge mit neuem Lack und neuer Beschriftung versehen zu lassen.
Was die Bedruckung anbelangte, war der entsprechende Siebdruckfilm bei meinem "Haus- und Hof-Drucker", Herrn Wölker aber nicht vorhanden.
Deswegen habe ich, mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Braun-Hifi-Forum was Bilder und Scanns von komplett beschrifteten Chassis angeht, selbst eine Vorlage für den Siebdruck erstellt.
Ausgangspunkt waren wie gesagt, mehrere Aufnahmen von originalen Chassis. Die Aufnahme mit den geringsten Verzerrungen habe ich in einer QCad-Zeichnung als Hintergrund auf einen eigenen Layer gelegt und auf einem darüber liegenden Layer dann die Druckvorlage "konstruiert". Das Vorgehen war also ganz ähnlich wie beim Kopieren des Platinenlayouts für meinen CV 11.

Die Hilfslinien wurden auf einem separaten Layer gezeichnet, um sie bei Bedarf ein- und ausblenden zu können.
Nachdem einige Unklarheiten, was die Ausrichtung der Ziffern, sowie Länge und Versatz einzelner Linien anbetrifft, durch den Vergleich mehrerer Chassis ausgeräumt waren, konnte die Druckvorlage fertiggestellt werden.

Der entsprechende Siebdruckfilm steht nun bei Herrn Wölker zur Verfügung, was die Druckkosten bei zukünftigen Restaurierungen von PCS 5 reduziert.
Hier das fertig lackierte und bedruckte Chassis.

Den Scharnieren für die Plexiglashaube, auf denen sich nur ein wenig Flugrost befand, konnte mit dem vorsichtigen Einsatz von Chrompolitur wieder zu altem Glanz verholfen werden.
Als nicht mehr reparabel erwiesen sich jedoch die Scharnierverschlüsse. Hier hatte der Rost schon tiefe Narben ins Material gefressen. Sie wurden also durch deutlich besser erhaltene ersetzt.

Der Tonarm wurde genauso behandelt. Entgegen meiner ursprünglichen Vermutung, musste er hierfür nichtmals in seine Einzelteile zerlegt werden.

Sowohl bei der Demontage, als insbesondere auch beim Zusammenbau, ist es sehr hilfreich die Serviceanleitung des PCS 5 zur Hand zu haben. Hier sind einige Maße angegeben, die man beachten sollte. Aus diesem Grund habe ich sie am Ende dieses Beitrags zum Download angefügt.

Was die Restaurierung der sehr überschaubare Elektronik angeht, habe ich zunächst einmal den montierten Netzstecker italienischer Herkunft, der nicht mehr heutigen Sicherheitsanforderungen entspricht und vermutlich auch kein Originalteil ist, getauscht.

Auch das RC-Glied, das zur Funkenlöschung verbaut ist, wurden durch ein Neuteil ersetzt.

Und schließlich wurde auch noch der Motorkondensator getauscht.

An dieser Stelle kann man natürlich einwenden, dass zumindest beim letztgenannten Bauteil ein Ausfall eher unwahrscheinlich ist. Aber Ziel der Restaurierung sollte es ja sein, den Plattenspieler in einen Zustand zu versetzen, in dem er die nächsten Jahrzehnte möglichst ohne die Notwendigkeit von Reparaturen läuft.

Im NF-Teil wurde die DIN-Steckverbindung an der Tonarmbasis, die Kontakte zum Anschluss der Litzen am Tonabnehmer, sowie die Kontakte des Tonabnehmerkopfs mit Kontaktspray "Tuner 600" gereinigt.
Hier ein Bild der Tonarmbasis, an der auch die Masseverbindung zum Subchassis zu erkennen ist.

Beim Kauf des Plattenspielers war an diesem ein Shure M44MB Tonabnehmersystem in unbekanntem Zustand montiert.

Diese Bestückung entspricht auch einer der möglichen Varianten, die man beim Kauf in den 60ern wählen konnte.
Nach heutigen Begriffen ist das System jedoch nicht als sonderlich hochwertig anzusehen, weswegen ich es durch ein M95G, das ich noch in meinem Bestand hatte, ersetzt habe.

Wie man ein neues System einbaut ist in den "Hinweisen zum Gebrauch" für den PC 5 / PCS 5, die ich am Ende des Beitrags angehängt habe, erläutert.
Weitere Informationen zur Justierung und auch die Vorlage für eine entsprechende Schablone sind z.B. auf der Seite der Vono Labs GmbH zu finden.
Wobei ich Geodreieck und Schablone nur zur Kontrolle verwendet habe, denn wenn man das System gerade und am richtigen Platz montiert, sollte die Ausrichtung eigentlich passen.

Als kleine Information am Rande sei hier noch erwähnt, dass die Schrauben, wie sie für das M44 verwendet werden, für einige andere Tonabnehmersysteme nicht passen. Für das M95 habe ich z.B. Schrauben mit einer Länge von 16mm benötigt.
Um eine Beeinflussung des Systems auszuschließen, sollte man hier generell Schrauben aus einem anti-magnetischen Material, etwa V2A, verwenden.
Spezielle "Tonabnehmerschrauben", wie sie der Fachhandel aufwendig verpackt und zu teilweise exorbitanten Preisen anbietet, braucht man jedoch nicht.

Der eigentliche Plattenspieler war nun also fertig und es konnte an die Aufarbeitung der Plexiglashaube gehen.
Diese hatte im Laufe der Jahre einige Kratzer abbekommen, aber zum Glück keine tiefen Macken oder Sprünge. Außerdem wies sie im Bereich einer der Bohrungen für den Halter des Haubenaufstellers Rostspuren auf. Hier war die Schraube des Haubenhalters korrodiert und der Rost hatte sich innerhalb der Bohrung abgesetzt.

Mit Hilfe einer dünnen Diamantfeile ließ sich der Rost jedoch problemlos beseitigen.

Nachdem dies erledigt war, habe ich die komplette Haube von Hand poliert. Im Handel gibt es spezielle Poliermittel für Plexiglas, so etwas hatte ich aber nicht zur Hand und so habe ich Lackpolitur verwendet, was zu einem recht guten Ergebnis geführt hat.

Damit war die Restaurierung dieses Plattenspieler-Klassikers abgeschlossen.
Klanglich weiß er am CSV 13 durchaus zu überzeugen. An den deutlich moderneren, mit dem Braun MC 1E ausgestatteten P701 kommt er zwar nicht heran, aber das muss er ja auch nicht.
Wobei der Unterschied aber auch in der CCIR Entzerrung des CSV 13 begründet sein kann.

Abschließend noch einige Bilder des fertigen PCS 5.