ST 701, DVB-S2 Festplatten Receiver

Hintergrund
Nachdem in unserem Wohnzimmer eine Anlage der slimline Reihe Einzug gehalten hatte, sollte diese durch einen passenden SAT-Receiver ergänzt werden.
Zum Anforderungsprofil gehörte einerseits die Möglichkeit der Aufzeichnung von Sendungen und andererseits zwei voneinander unabhängige Tuner.
Das Betriebssystem des Receivers sollte variabel sein und sich bei Bedarf durch Plugins erweitern lassen.
Auf die Möglichkeit von Pay-TV legte ich jedoch keinen Wert. In so fern sind auch die dafür notwendigen Kartenslots nicht von Bedeutung.

Entschieden habe ich mich letztlich für die VU+ Duo, die alle diese Anforderungen erfüllt und für die es auch eine recht rührige Entwicklergemeinde gibt.
Hier ein Bild der Duo:

Auch wenn ich diesen Umbau hier recht ausführlich beschreibe, ist der Text nicht als Anleitung zu verstehen. Vielmehr soll er Anregungen für eigene Projekte liefern.

Gehäuse
Als ich das Projekt begann, ahnte ich noch nicht, wie aufwändig der Umbau des Gehäuses werden sollte.
Der Hauptgrund dafür ist, dass die Gehäuse der slimline Reihe zwar deutlich breiter sind, als z.B. die Atelier-Gehäuse, die zur Verfügung stehende Innenhöhe aber nochmals einige Millimeter geringer ausfällt, als bei diesen.
Außerdem bestehen die Grund-Gehäuse aus lediglich zwei Alu-Druckguss-Teilen. Hier lässt sich also nicht mal eben ein Steg oder ein Blech herausschrauben.

Ausgangsbasis war das Gehäuse eines defekten T 301. Neben der guten Verfügbarkeit habe ich auch deswegen einen Tuner gewählt, weil ich die typische schräge Front der Empfangsgeräte der slimline Reihe auch bei diesem SAT-Receiver umsetzen wollte.

Um eine geeignete Basis zur Montage der Platinen zu schaffen, musste eine durchgängige Bodenplatte eingesetzt werden.
Hierzu war es allerdings notwendig, zunächst im Bodenbereich einige Teile des Original Gehäuses herauszuschneiden. Dies betraf insbesondere auch die Ausbuchtung, die bei den Vollverstärkern der slimline Reihe den Netztrafo aufnimmt, und die auch beim T 301 vorhanden ist.
Auch an der Rückseite musste Material weg genommen werden, um Platz für das Anschlussfeld des Receivers zu schaffen.
Im Bild unten sind diese Arbeiten weitgehend abgeschlossen. Lediglich der Steg im Bereich des Anschlussfelds, der Steg im Bereich der Frontplatte, der Mittelteil des Kühlkörpers und ein Teil der Trennwand in der Gehäusemitte müssen noch heraus getrennt werden.
Dies erfolgte aber erst nach dem Einsetzen der Bodenplatte, da erst diese dem Gehäuse die erforderliche Stabilität zurück gibt.

Als nächstes wurde dann die neue Bodenplatte aus 4mm Aluminiumblech geschnitten.
Diese wurde an einigen Punkten mit dem Gusschassis verschraubt und an allen Auflagepunkten verklebt.
Das relativ dicke Blech habe ich deswegen gewählt, weil so ein planer Übergang zu den angrenzenden Gussteilen gegeben ist.

Im Bereich des Netzteils reicht die so erzielbare Innenhöhe von 50mm jedoch nicht aus.
Deswegen ist der Gehäuseboden hier so weit abgesenkt, dass eine Innenhöhe von 60mm zur Verfügung steht.
Auf einen entsprechenden Durchbruch im Bodenblech ist hierfür ein gefräster Rahmen von 6mm aufgesetzt, der von einem weiteren Blech nach unten abgeschlossen wird.
Hier ein Bild des gefrästen Rahmens und des Netzteilbodens, sowie ein weiteres Bild des fertigen Bodenblechs.

Um auf der Rückseite genug Platz für die Vielzahl der Anschlüsse zu haben, war es - wie bereits oben erwähnt - auch hier notwendig, Teile des T 301 Gehäuses zu entfernen.
Das Anschlussfeld habe ich bei der Firma Schaeffer in Berlin fräsen lassen. Die Beschriftung der Anschlüsse ist hier direkt mit eingraviert.

a das Netzteil der VU+ auf Zwangsbelüftung im Betrieb ausgelegt ist, musste diese auch im neuen Gehäuse vorgesehen werden. Hierfür wurde der mittlere Teil des Kühlkörpers ausgesägt und ein entsprechendes, ebenfalls von Schaeffer gefrästes Blech eingesetzt.

Im Gegensatz zur VU+ kommt hier kein 50mm Lüfter, sondern einer mit 40mm Durchmesser zum Einsatz.
Ich habe ein besonders leises Exemplar gewählt, das aber gleichzeitig einen ausreichenden Luftdurchsatz bietet.
Da die Spannung für den Lüfter nur ca. 7V beträgt, gab es zusätzlich noch das Problem, einen 12V Lüfter zu finden, der bei dieser Spannung zuverlässig anläuft. Nach einem erfolglosen Versuch mit dem "SCYTHE MINI KAZE ULTRA" 40x40x20mm hat es dann mit dem "Sunon HA40201V4-999" ebenfalls mit den Abmessungen 40x40x20mm geklappt.

Um Interessenten, die selbst einen Umbau auf Basis der slimline Reihe umsetzen wollen, dies ein wenig zu erleichtern, habe ich am Ende dieser Seite zu allen angefertigten Teilen die Zeichnungen angehängt.
Zum einen Teil handelt es sich .dxf Dateien, die z.B. mit AutoCAD, QCAD oder LibreCAD gelesen und geändert werden können, zum anderen Teil um Dateien für den Schaeffer Frontplatten-Designer.

Was die Frontplatte angeht, so musste hier zunächst der Ausschnitt für den Displayrahmen angebracht werden, was mittels einer Trennscheibe für die Mini-Bohrmaschine kein Problem war. Lediglich mit der Drehzahl muss man etwas vorsichtig sein, da ansonsten der Kunststoff schmilzt.
Alle nach innen überstehenden Teile wurden in gleicher Weise entfernt und auch im Bereich des IR-Sensors, der oberhalb des Netzschalters eingebaut wurde, musste ein wenig nachgearbeitet werden.

Nachdem dies erledigt war, wurde zunächst eine erste Lage Glasfasergewebe auf der Innenseite der Frontplatte aufgebracht, um die nicht mehr benötigten Aussparungen für Taster usw. zu verschließen.
Es hat sich als praktisch erwiesen, das Gewebe an einigen Punkten mit Cyanacrylat zu fixieren.
Im Anschluss folgen eine zweite und eine dritte Lage, die jeweils mit Zwei-Komponenten-Harz getränkt wurden.
Überstehende Kanten wurden nach dem Aushärten beigeschliffen.

Jetzt konnte es an die Außenseite gehen.
Hier wurden die größeren Löcher zunächst mit Glasfaserspachtel gefüllt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Löcher wirklich bis zum Boden gefüllt sind, da sonst die Gefahr besteht, dass das Material später Risse zeigt.
Auch hier wurde überstehendes Material zunächst grob abgeschliffen.
Im nächsten Schritt wurden noch vorhandene Vertiefungen mit Feinspachtel gefüllt und dann geschliffen.
Dieser Schritt muss erfahrungsgemäß ein- bis zweimal wiederholt werden, sodass keine Unebenheiten mehr vorhanden sind.

Das Ergebnis sah dann so aus:

Bei allen Arbeiten mit den genannten Materialien bitte unbedingt auf ausreichende Belüftung achten, da die Inhaltsstoffe gesundheitsgefährdend sind!

Nachdem nun alle mechanischen Arbeiten am Gehäuse abgeschlossen waren, fehlte noch die Lackierung.
Bei der Gehäusehaube habe ich dies professionell machen lassen, denn hier musste auch der Siebdruck für die Beschriftung angebracht werden.

Das Gehäuse selbst und die Kunststoff Frontplatte habe ich selbst lackiert.
Nachdem alle Teile zunächst mit Silikonentferner entfettet wurden, erfolgte bei der Frontplatte eine (sehr dünne!) Behandlung mit Kunststoff-Haftvermittler. Im Anschluss wurden alle Teile mit 2K Epoxy-Grundierfüller (schwarz matt) grundiert.
Dieser wurde nach dem Aushärten mit 800er Papier angeschliffen.
Für die abschließende Lackierung wurde dann 2K Decklack RAL 9005 verwendet, der zwar einen Tick zu dunkel ist, aber der nach Werknorm eigentlich passende Farbton RAL 9011 (graphitschwarz) erwies sich in einem Test als deutlich zu hell.
Beim Material habe ich auf Produkte der Firma Peter Kwasny zurückgegriffen. Allerdings nicht auf die bekannte Baumarktware, sondern auf die Profiprodukte der Marke "Spray-Max", wie sie für Spot-Repair im KFZ-Bereich verwendet werden.
Sehr praktisch ist, dass es hier 2K Lacke in der Spraydose gibt.
Im Gegensatz zu den gängigen 1K Lacken ist die Lackschicht widerstandsfähiger und die Lacke verarbeiten sich auch besser.

Zum Abschluss der Beschreibung der Gehäusearbeiten hier noch ein Bild des fertigen Gehäuses (Der Lüfter und die Haltebolzen für die Platinen sind teilweise schon montiert:

Prozessorkühler und Display
Der Prozessorkühler der VU+ Duo besteht lediglich aus einem zweifach abgekanteten, schwarz lackierten Alublech.

Die Kühlleistung dieser Konstruktion dürfte eher bescheiden sein, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, sie zu ändern.
Dazu habe ich mir einen Stiftkühlkörper ICK S 36X36X20 von Fischer Elektronik besorgt und diesen mit Wärmeleitkleber, ebenfalls von Fischer, auf den original Kühlkörper geklebt.
Vor dem Kleben wurde die Lackierung auf dem Mittelteil des original Kühlkörpers entfernt, um einen besseren Wärmeübergang und eine bessere Haftung des Klebers zu gewährleisten.
Das Ergebnis sieht dann folgendermaßen aus:

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass vor dem endgültigen Zusammenbau des Receivers auf der linken Gehäuseseite der Luftspalt zwischen Gehäuse und Deckel mit einem Streifen Moosgummi verschlossen wurde. Dies dient dazu, dass die angesaugte Kühlluft, nachdem sie das Netzteil passiert hat, auch noch über die Festplatte und den Prozessor geführt wird und dann auf der rechten Gehäuseseite austritt.

Die letzte noch zu lösende Aufgabe, bevor es an die kleinen Änderungen der Elektronik gehen konnte, war dann die Anpassung der Farbe des Displays.
Da es in der slimline Reihe keine Geräte mit alphanumerischer Anzeige gibt, hat man hier eigentlich die freie Auswahl. Das kalte, leicht bläuliche Weiß der VU+ Duo sagte mir aber überhaupt nicht zu.
In so fern habe ich mich für Grün entschieden, wie es ja auch bei den späteren Atelier-Geräten verwendet wurde.
Dazu wurde zunächst die rote Filterscheibe vom Display entfernt, was zu einem blaugrünen Farbton führte. Um ein sattes Grün zu erhalten, wurde dann ein orangefarbener Filter vor das Display gesetzt.
Wer sich jetzt fragt, warum der erforderliche Filter orange ist, kann sich ein wenig ins Thema subtraktive Farbmischung einlesen.

Damit man nicht am Display vorbei ins Gehäuse schauen kann und auch die Displayanschlüsse nicht sieht, wurde weiterhin die transparente Scheibe des neu angebrachten Displayrahmens durch eine graue mit einer Lichtdurchlässigkeit von 21% ersetzt.
Die Scheibe habe ich mir bei der Firma Ringplexx in Neu-Isenburg zuschneiden lassen.

Elektronik
Was die Elektronik angeht, waren bei diesem Umbau nur wenige Änderungen erforderlich.
Deswegen beschreibe ich sie hier einmal etwas ausführlicher.
Am Netzteil der VU+ Duo wurde die Buchse für das steckbare Netzkabel entfernt und durch lötbare Schraubklemmen ersetzt.
Da die originale Braun Schalterplatine verwendet werden sollte, wurde die Buchse für den Netzschalter auf der Netzteilplatine entfernt und die Leiterbahnen an dieser Stelle verbunden.
Aufgrund der geänderten Anordnung der Platinen musste die Verbindung zwischen Netzteil- und Hauptplatine verlängert werden.
Außerdem war ein zusätzlicher Abgriff für +5V erforderlich. Aber dazu weiter unten mehr.
Auch die Kabel für die Stromversorgung der Festplatte mussten verlängert werden.
Das ebenfalls zu kurze Kabel zwischen zwischen Hauptplatine und Display wurde durch ein längeres ersetzt. Das hier verwendete Flachbandkabel gibt es zwar nicht an jeder Ecke, die Firma LC-Design konnte es aber liefern.

Der USB-Port an der Front ist komplett entfallen und den Drehimpulsgeber, über den sich z.B. die Sender direkt am Gerät wählen lassen, habe ich auf die rechte Seite der Frontplatte verlegt.

Der IR-Empfänger für die Befehle der Fernbedienung wanderte hinter den Durchbruch für die Mono Taste des T 301. Als Abdeckung fand ein IR-Fenster aus der Atelier Serie Verwendung, wofür nur geringe Nacharbeiten an der Frontplatte erforderlich waren.
Auch die Status LED, die sich beim Ausgangsgerät, wie auch der IR-Empfänger hinter der Displayscheibe befindet, wurde verlegt. Analog zum AC 701 wurde sie über dem Netzschalter platziert.
Um das Erscheinungsbild des ST 701 an die anderen slimline Geräte anzugleichen, wurde hier eine Duo-LED in Verbindung mit einer Transistor-Schaltstufe ergänzt. Bei der VU+ Duo leuchtet die LED im eingeschalteten Zustand rot. Im Standby erfolgt keinerlei Anzeige. Da es hier keinen Netzschalter auf der Front gibt, ist dies auch schlüssig.
Beim ST 701 sollte nun aber eine Anzeige für die beiden Betriebszustände Standby und Betrieb erfolgen. Im Standby sollte die LED rot leuchten, im laufenden Betrieb grün.
Hierzu wird am Netzteil zusätzlich eine Spannung von +5V, die auch im Standby vorhanden ist, abgegriffen. Mit dieser Spannung wird der rote Teil der DUO-LED (D1) über einen Vorwiderstand (R2) versorgt. Die LED leuchtet also, sobald der ST 701 über den Netzschalter eingeschaltet ist. Die Versorgung des grünen Teils der DUO-LED erfolgt, ebenfalls über einen Vorwiderstand (R1), vom ursprünglichen Anschluss für die Status-LED des Receivers.
Gleichzeitig wird diese Spannung auf einen Transistor (T1) geführt, der im Betrieb durchschaltet und den roten Teil der LED brückt.
Die LED leuchtet nun also im Standby rot und im Betrieb grün.
Die Vorwiderstände sind übrigens größer dimensioniert, als man sie errechnet. Der Grund hierfür ist, dass die Helligkeit der LED derjenigen der anderen slimline Geräte entsprechen sollte.
Das ganze hört sich zunächst komplizierter an, als es wirklich ist. Zur Verdeutlichung hier das Schaltbild:

Das fertige Platinenlayout sieht dann so aus:

Und hier das Ganze noch einmal in der 3D-Ansicht:

Im oberen Teil des letzten Bildes und auch oben links in der Layout-Ansicht sind zusätzlich noch die Steckverbindung bzw. die Lötanschlüsse für den IR-Sensor zu erkennen, der ebenfalls auf der Platine Platz gefunden hat.
Der IR-Sensor selbst und auch die LED sind nicht zu sehen, da sie sich auf der Unterseite der Platine befinden.

Schaltplan und Layout habe ich mit Target 3001! erstellt. Das Programm gibt es in einer kostenlosen, sogenannten "discover" Version, die für solch kleine Projekte eine hinreichende Funktionalität bietet.
Obwohl es sich um ein Windows Programm handelt, lässt es sich unter Linux mit Hilfe von wine problemlos nutzen.
Auch die Einarbeitung in das Programm ist, zumindest wenn es um solch kleine Platinen geht, recht schnell zu bewerkstelligen. Außerdem steht eine Online Hilfe zur Verfügung.

Die Platine habe ich mir dann für einen ausgesprochen moderaten Preis von Dirk Ruffing ätzen lassen.

Hier noch ein Bild der fertigen Platine (Der IR-Sensor und die LED sind auf der Unterseite bestückt):

An dieser Stelle möchte ich noch kurz auf die DUO-LED eingehen. Diese gibt es leider nicht in der erforderlichen 2mm Flat-Top Ausführung.
Deswegen musste ich zu einer 3mm LED greifen und diese modifizieren.

Zunächst wurde der Kopf der 3mm LED plan geschliffen:

Dann wurde ein Stück 2mm Rundmaterial aus Plexiglas auf die erforderliche Länge gebracht:

Im Anschluss wurden alle Flächen mit 1200er Schleifpapier fein geschliffen und abschließend mit sehr feiner Polierpaste, z.B. solcher für Handy-Displays, poliert.
Sind alle Flächen wirklich glatt, klebt man das Rundmaterial mit Cyanacrylat auf die Diode:

Im Anschluss wurden alle Flächen mit 1200er Schleifpapier fein geschliffen und abschließend mit sehr feiner Polierpaste, z.B. solcher für Handy-Displays, poliert.
Sind alle Flächen wirklich glatt, klebt man das Rundmaterial mit Cyanacrylat auf die Diode:

Damit hat man eine absolut funktionstüchtige Flat-Top DUO-LED.

Einen Nachteil, den DUO-LEDs generell haben, will ich hier aber noch erwähnen. Die Farben sind aufgrund des nicht durchgefärbten Gehäuses generell weniger intensiv, als bei einfarbigen LEDs. Dies macht sich insbesondere beim Rot bemerkbar. Auch ist es schwierig DUO-LEDs zu finden, bei denen die Wellenlänge des abgestrahlten Lichts, mithin also die Farbe, exakt mit den einfarbigen LEDs übereinstimmt.

Nun musste der Receiver nur noch zusammengebaut werden.
Hier noch ein letztes Bild, bevor dann der Deckel aufgesetzt wurde.

Software und Benutzeroberfläche
Aufgrund der erweiterten Möglichkeiten verwende ich nicht die Original-Software von VU+, sondern das so genannte VTI (VU+ Team Image).
Dieses lässt sich durch eine Vielzahl von Plugins an die persönlichen Bedürfnisse anpassen.
Alle Optionen hier zu behandeln, würde den Umfang dieser Umbaubeschreibung bei weitem sprengen. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte meldet sich am besten im VU+ Support Forum an.
Auf meinem Receiver läuft derzeit (09/2012) die Version 4.2.. Die wohl unter bestimmten Umständen auftretenden Probleme mit Artefakten beim Abspielen von Aufnahmen konnte ich bislang nicht beobachten.

Neben der Original-Software und dem VTI gibt es noch mindestens zwei weiter Software-Varianten für die Box. Einerseits das Blackhole Image und andererseits eine Variante des AAF Image.
Alle basieren auf der sogenannten Enigma2 Software.
Mit den Vor- und Nachteilen der beiden Images habe ich mich bislang jedoch nicht befasst. Wer sich hier also näher informieren will, sei auf die entsprechenden Boards verwiesen.

Doch zurück zum VTI.
Dieses muss natürlich zunächst einmal installiert werden.
Dazu benötigt man einen FAT32 formatierten USB-Stick und die Image Datei, die man sich im VU+ Support Forum herunterladen kann.
Die Image Datei entpackt man dann auf den Stick und kontrolliert, ob die Verzeichnisstruktur stimmt. Die drei entpackten Dateien müssen im Verzeichnis /vuplus/duo liegen.
Dann schaltet man den Receiver aus, entfernt alle eventuell angeschlossenen USB-Geräte und steckt den vorbereiteten Stick in einen USB-Port.
Jetzt wird der Receiver eingeschaltet und das Update startet automatisch. Nach einiger Zeit erscheint im Display die Meldung "Finished... please reboot". Nun kann man den Stick abziehen und die Box neu starten.
Zu beachten ist, dass man bei sehr altem Softwarestand zunächst den Bootloader aktualisieren muss, was prinzipiell in gleicher Weise geschieht. Auch den neuen Bootloader bekommt man im VU+ Support Forum.

Als nächstes habe ich mir angesehen, welche Plugins ich sinnvollerweise auf dem Receiver laufen haben möchte.
Da das VTI alle meine derzeitigen Bedürfnisse abdeckt, habe ich zunächst nur das EPGrefresh Plugin zusätzlich installiert.

Die Benutzeroberfläche des VTI ist in der Grundversion zwar recht ansprechend gestaltet, will aber nicht so recht zum zurückhaltenden Stil der slimline Anlage passen. Deswegen habe ich sie entsprechend angepasst.

Zunächst habe ich eigene Logos für den Bootvorgang, das Herunterfahren, den Neustart usw. eingebaut.
Die Logos liegen nicht, wie zu erwarten als Bilddateien (.jpg oder .png) vor, sondern es handelt sich um .mvi Dateien.
Ausgangsbasis für deren Erstellung sind jeweils .jpg Dateien, die in einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel vorliegen müssen.
Am einfachsten erstellt man diese mit gimp oder einer ähnlichen Bildbearbeitungssoftware.
Hat man die Logos erstellt, werden sie mit dem "Dream Logo Generator" in das .mvi Format umgewandelt. Das Programm ist praktisch selbsterklärend, weswegen ich an dieser Stelle nicht näher darauf eingehe.
Es ist zwar eigentlich für Windows geschrieben, läuft aber mit Hilfe von wine auch einwandfrei z.B. unter Linux Mint 13.
Da es keine eigene Homepage für das Programm zu geben scheint, verweise ich hier als Quelle auf die Database des VU+ Support Forum. Man findet aber auch Quellen für die Software über die Suchmaschine seiner Wahl im Internet.

Benötigt werden folgende Dateien:

- bootlogo.mvi (Startbild ohne Text)
- backdrop.mvi (Startbild, das beim Laden der Einstellungen gezeigt wird "loading ...")
- bootlogo_wait.mvi (Startbild mit "starting ...)
- reboot.mvi (Startbild für Neustart)
- shutdown.mvi (Bild für das Herunterfahren)
- radio.mvi (Bild für den Radioempfang)

Hat man die Dateien umgewandelt, kann man sie entweder direkt aus dem "Dream Logo Generator" heraus auf den Receiver kopieren (was ich aber nicht ausprobiert habe) oder mit Hilfe eines FTP-Clients wie FileZilla.

Wichtig ist, dass sie in der Version 4.2 des VTI letztlich an folgenden Stellen in der Verzeichnisstruktur des Receivers liegen:

/usr/share/bootlogo.mvi
/usr/share/backdrop.mvi
/usr/share/bootlogo_wait.mvi
/usr/share/reboot.mvi
/usr/share/shutdown.mvi
/usr/share/enigma2/radio.mvi

Ab Version 5.1 hat sich die Verzeichnisstruktur geändert. Die Dateien müssen nun an folgende Stellen kopiert werden:

/usr/share/vuplus-bootlogo/bootlogo.mvi
/usr/share/vuplus-bootlogo/backdrop.mvi
/usr/share/vuplus-bootlogo/bootlogo_wait.mvi
/usr/share/vuplus-bootlogo/reboot.mvi
/usr/share/vuplus-bootlogo/shutdown.mvi
/usr/share/enigma2/radio.mvi

Hier ein Beispiel, was beim Start des Receivers dargestellt wird:

Der verwendete Schrifttyp ist übrigens der gleiche wie der, der von Braun für die Gerätebeschriftung verwendet wurde ;-)

Als nächstes habe ich den sog. "Spinner" angepasst. Dabei handelt es sich um eine Art Sanduhr, die immer dann erscheint, wenn das System über eine längere Zeit beschäftigt ist, etwa beim Start.
Beim VTI dreht sich hier der Schriftzug "VTI" am oberen linken Bildschirmrand.
Für den ST 701 wollte ich etwas Neutraleres.
Der Spinner ist aus acht oder mehr .png Dateien aufgebaut, die die einzelnen Bewegungsstufen darstellen. Sie werden mit wait1.png, wait2.png usw. benannt und mit einem FTP-Client in den Ordner

/usr/share/enigma2/skin_default/spinner

eingefügt.
Dort schon vorhandene und / oder überzählige Dateien sollte man vorher löschen.
Auf dem ST 701 dreht sich hier ein aus acht Segmenten bestehender Kreis.

Nun ging es an die eigentliche Benutzeroberfläche.
Dazu habe ich zunächst nach einem möglichst zurückhaltend gestalteten Skin gesucht.
Dies erwies sich als nicht ganz so einfach, denn ein Großteil der unzähligen Skins für das VTI ist grafisch recht aufwendig gestaltet.
Schließlich habe ich den Skin "Elgato HD" als Ausgangsbasis gewählt.

Den Skin habe ich zunächst einmal auf dem Receiver installiert und dann per FTP-Client auf meinen Rechner heruntergeladen.
Da der neue Skin für den ST 701 wohl kaum von allgemeinem Interesse sein dürfte, habe ich keine installierbare .ipk Datei gebaut, sondern gleich zu Beginn ein neues Unterverzeichnis

/usr/share/enigma2/ST_701

erstellt und die Dateien des Elgato Skins dort hinein kopiert. Hier hinein wurden dann auch die geänderten Dateien kopiert.
Zu beachten ist hierbei, dass die Pfadangaben (ca. 850) in der Datei skin.xml an den neuen Verzeichnisnamen angepasst werden müssen.
Auch muss man darauf achten, dass die Verzeichnisrechte auf 755 und die Dateirechte auf 644 gesetzt sind.

Lässt man die Feinheiten außer acht, besteht ein Skin im großen und ganzen aus der zentralen Beschreibungsdatei skin.xml und einer ganzen Anzahl von Grafiken. Zusätzlich können z.B. noch Python Skripte eingebunden sein, was hier aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt sei.

Aus zeitlichen Gründen habe ich bislang nur die verwendete Schrift angepasst. Hier sollten im Menü die gleiche Schrift erscheinen, wie sie auch für die Gehäusebeschriftung verwendet wird.
Dazu musste einerseits die skin.xml im Bereich angepasst werden und andererseits der entsprechende True-Type-Font ins Verzeichnis

/usr/share/fonts

kopiert werden.

Führt man mehr Änderungen an einem Skin durch, kann man wie gesagt auch eine installierbare .ipk Datei daraus erzeugen.
Probeweise habe ich es nach unten stehender Anleitung schon einmal durchgespielt und zumindest unter Linux Mint ist es mit dem IPKG-Buildscript aus dem Dreambox Wiki von Stephan Reichholf recht einfach.
Dazu legt man sich erst einmal ein Arbeitsverzeichnis an und benennt es z.B. als "test".
In diesen Ordner kopiert man sich das Build Script, macht es über die Konsole mit

chmod 755 ipkg-build

ausführbar und passt die Rechte an.
Das ganze geht natürlich auch über den Eigenschaften-Dialog in Nautilus.

Nun erstellt man unterhalb des Ordners "test" einen Ordner "CONTROL" und in diesem wiederum die Datei "control".
Die Datei enthält Informationen zum Paketnamen, der Version usw..

Aufgebaut ist sie prinzipiell wie folgt:

Package: (Paketname)
Version: (Versionsnummer, z.B. 0.9.1)
Description: (Beschreibung des Pakets)
Section: skins
Priority: optional
Maintainer: (wer auch immer)
Architecture: all
OE: enigma2-skins
Homepage: http://www.meinehompage.de
Source: http://www.meinehomepage.de/sources

Als nächstes müssen alle für das neue Skin relevanten Dateien in den Ordner "test" kopiert werden. Und zwar so, wie sie später im Dateisystem des Receivers abgelegt werden sollen.
Der Inhalt des Verzeichnisses "test" sieht dann in etwa so aus:

CONTROL/control
DEBIAN/
usr/share/enigma2

Mit

./ipkg-build test [zielordner]

erstellt man dann den Skin, wobei man die Angabe des Zielordners auch weg lassen kann.

Zum Abschluss des Kapitels Software noch der Hinweis, dass die oben gemachten Angaben zu großen Teilen auf Informationen aus dem Dreambox Wiki und dem VU+ Support Forum basieren.

Zusammenfassung
Rückblickend betrachtet war der Bau des ST 701 mit einem recht großen Aufwand verbunden und als der Text dieser Seite fertig war, habe ich mich schon ein wenig gewundert, wie viel es geworden ist.
Es war aber auch ein recht vielfältiges Projekt, das angefangen von der Metall- und Kunststoffbearbeitung, über einen kleineren Elektronik-Teil, bis hin zur Software sehr unterschiedliche Herausforderungen bereit hielt.
Aber gerade diese Vielfalt hat das Projekt im Nachhinein betrachtet auch ausgesprochen interessant gemacht.